top of page

UMBRISCHE LANDSCHAFTIMPRESSIONEN IN WORT UND BILD

Montone
Montone
Umbrischer Morgen

 

Wenn der Mantel der Nacht weicht,

webt der Tag sein Morgenkleid

aus weißem, wallendem Nebel,

der die Täler füllt.

 

Wenn die Sonne emporsteigt,

schenkt ihr der Tag sein Nebelkleid

in lautloser Huldigung

als bräutliche Morgengabe.

 

Wenn die Sonne den Tag küsst,

erklingt in Blau und Braun und Grün

die leuchtende Sinfonie

eines umbrischen Sommertages

Wunschdenken

 

Manchmal wünsch’ ich mir Flügel,

die Welt von oben zu sehen,

Abstände zu gewinnen

von allem, was bisher geschehn.

Doch eine Ahnung sagt mir,

dass mich mein dumpfes Gemüt,

schwebender Freiheit nicht kundig,

wieder zur Erde hin zieht.

Wünsche ohne Erfüllung

haben ein eignes Gewicht:

Was du niemals bekommen,

das verlierst du auch nicht!

Vom Ruhepunkt auf steinerner Mauer

 

Geruhsam den Blick in die Weite zu richten,

ins Tal ihn zu senken um aufwärts zu gleiten,

die Seele der Landschaft sich zu erschließen:

Wer mag das Bild beschreiben?

 

Er fesseln den Blick die Gehöfte im Tale,

der Bäume Geäst, des Blattwerkes Formen;

fast greifbar erscheinen des Feldes Ähren,

die laue Winde im Spiele bewegen …

Ein Straßenband windet sich bleich.

 

Lang’ ruht der Blick auf dem fernen Hügel,

umfängt die bizarre Form der Felder -

getrennt wie verbunden durch verschlungene Wege -

folgt den grünen Ketten der Büsche und Bäume:

Verwirrspiel linearer Strukturen!

 

Noch hinter dem Hügel lehnt Hang sich an Hänge

Als geöffneter Fächer in Ocker und Grün.

Ein Silberstreif  blinkt im Schein der Sonne:

Eine Straße? Ein Wasser? Oder kahles Gestein?

Ein Tal kämpft vergeblich um Tiefe!

 

Was erhebt sich im Dunst fern am Horizont?

Verschwimmende Formen… auftauchend… entschwindend…

Ein hohes Massiv, die Landschaft krönend?

Oder angehäuftes Wolkengebilde?

Könnte man’s doch erraten!

Flusslandschaft am Tiber

 

Wo der Fluss seine Last ablegt

gedeiht gieriges Grün

und täuscht festes Land vor.

Faulgeruch steigt auf,

zieht in Schwaden über das Wasser
und spottet der Idylle.

Grämlich meldet sich ein Frosch,

bekommt grämlich Antwort…
Zikaden führen das  Wort!

Ein Wehr aus Feldsteinen gibt vor,

ein Wasserfall zu sein,
der den trägen Fluss vorantreibt!

Alte Weiden spiegeln sich eitel

im  ziehenden Wasser
in Wettstreit mit den Wolken.

Eine Brücke schlägt ihre Bogen

von einem Ufer zum andern,
Treibholz umkrallt die Pfeiler.

Spärlich fallende  Tropfen

zerstören als konzentrische Kreise
das Wasserbild der Weiden.

Eine Glocke läutet den Angelus …….

Sehnsucht

 

Könnte ich die Welt umfangen,

ich wollte sie vielfach umarmen,

nicht mit dem Ungestüm der Jugend,

die schnell liebt

und noch schneller vergisst;

nicht mit der leidenschaftlichen Glut,

die ’Du’ flüstert und doch ’Ich’ meint.

Halten wollte ich Feld und Wald,

Berge und Seen,

wie eine Mutter ihr Kind hält:

schützend und verwundert zugleich,

dass sich in  Verletzlichem
Unverletzliches,

in Vergänglichem

Unvergängliches spiegelt:
das Leben!

bottom of page